Zwischen Mobilität und Verweigerung: Das Symposium „Denken im Eis“ lotete in Sölden Spannungsfelder aus, in denen sich moderne Reisende bewegen.
Der Jenaer Soziologe Hartmut Rosa konnte und wollte sein Unbehagen angesichts des Settings in Söldens ice Q nicht verbergen. „Etwas stimmt hier nicht ganz“, so der Befund des Wissenschaftlers gleich zu Beginn seines Referats. Rosa ortet in dem mondänen Vortragsrahmen auf 3.048 Metern Seehöhe ein weiteres Indiz jener Desynchronisation, die er als zwangsläufige Konsequenz der Moderne ausmacht. In ihrem Wesen begründet liegt das Ungleichgewicht der Beschleunigungschancen. Resonanzerfahrungen einer dialogischen Weltbeziehung hält Rosa ausschließlich dort für möglich, wo etwas mit eigener Stimme zu uns spricht. Also nicht in Gestalt jener oberflächlichen Urlaubserfahrungen, die konsumistische Einverleibung bleiben. Kann dies den Reisenden heute überhaupt noch gelingen? Führende österreichische Touristiker stellten sich diese Frage beim Symposium „Denken im Eis“, das auf Einladung der Bergbahnen Sölden, Ötztal Tourismus und conos gmbh vom 14. bis 16. April 2016 in Sölden stattfand.
Horizonterweiterung kontra Klimaschutz
Barbara Bleisch vom Ethik-Zentrum der Universität Zürich skizzierte in ihrer „Kleinen Ethik des Reisens“ das typische Spannungsfeld heutiger Touristen. Reisen regt zum Denken an, erweitert den Horizont und relativiert die eigenen Positionen. Wenn man sich denn nicht in seiner virtuellen Kapsel verkriecht wie die Schildkröte in ihrem Panzer. Für Bleisch steht außer Frage: Die grundlegenden philosophischen Werte des Ortswechsels sind kaum noch gegeben. Die Reiseindustrie selbst wähnt die Schweizerin als „Opfer und Täter zugleich“. Südseeparadiese versinken im Meer aufgrund CO2-speiender Touristenbomber. Das Reisen bleibt für sie dann wertvoll, wenn es langsam stattfindet, Relativierung zulässt und als kostbares, rares Gut begriffen wird. Ja, im Idealfall wie in früheren Zeiten zu Fuß stattfindet, so Bleisch.
Bahnbrechende Fahrten der Kunst und Literatur
Auch die großen Renaissance-Maler des Nordens blieben auf den Fußmarsch beschränkt, wie Klaus Albrecht Schröder ausführte. Dürer und Bruegel gingen über die Alpen. Die Meister brachten nach monatelangem Unterwegssein Bahnbrechendes in Bewegung. Die Kunstgeschichte wäre ohne diese Reisen anders verlaufen. Am Beginn der Literaturgeschichte stand eine der größten Reiseerzählungen überhaupt, die Odyssee, von Michael Köhlmeier im Ohrensessel bestechend knapp nacherzählt. Konrad Paul Liessmann schickte der Erzählung eine Analyse hinterher, die in der Bändigung der eigenen Natur – versinnbildlicht durch Odysseus Selbstfesselung an den Masten – und der Heimkehr zu Penelope gipfelte: Alles, was uns forttreibt, ist zugleich Ausdruck einer unendlichen Sehnsucht bei uns selbst anzukommen.
Digitale Bildungsreise als Einbahn
Die Bergbegeisterung bildet ein urbanes Phänomen, wie Eröffnungsredner Karlheinz Töchterle ausführte. Sie hatte ihren Ursprung in jener „Grand Tour“, die englische Adelige als Bildungsreise und finalen Schliff der zukünftigen Elite anlegten. Berechtigten Zweifel daran, dass diese Bildungsreise dereinst in virtueller Form gelingen könnte, hegt der Frankfurter Pädagoge und Philosoph Thomas Damberger. Er sieht in „Augmented Reality“ eine Art Wiedergänger jener bildschönen Olympia, um die E.T.A. Hoffmann seine Erzählung „Der Sandmann“ kreisen lässt: einen seelenlosen Automaten, der zwar hohen Schauwert bietet, aber letztlich nur das eigene Wünschen und Begehren widerspiegelt. Um wieviel eindrucksvoller ein klassisches Reise-Essay da sein kann, veranschaulichte schließlich noch die Autorin Susanne Schaber. Ihre „Nordwestpassage zur Welt des Geistes“ streifte höchst sinnlich das hintere Ötztal und dessen an Grenzbewegungen reiche Historie. Nachdenken über das Reisen im nächtigungsstärksten Wintersportort Österreichs – ein auf den ersten Blick widersprüchliches Unterfangen, das jedoch vollends gelang. Vielleicht, weil gerade in Sölden aus eigener Praxis heraus tiefste Einsicht herrscht, wovon dieser Diskurs handelt.
Text: Polak Mediaservice, Foto: Ötztal Tourismus/Rudi Wyhlidal
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