Für die Gäste im Linzgau ein fast alltägliches Bild. Zugegeben, unterm Jahr sind es wenige Traditionskutschen, die durch den Linzgau traben. An diesem Wochenende luden nostalgische Kutschenfahrer…
Salem – Wie die Menschen noch mit Pferden reisten
++Internationales Stelldichein mit 30 Pfedekutschen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz lässt vor Schlosskirche in Salem historische Ära lebendig werden++
— /via JETZT-PR/ — Für die Gäste im Linzgau ein fast alltägliches Bild. Zugegeben, unterm Jahr sind es wenige Traditionskutschen, die durch den Linzgau traben. An diesem Wochenende luden die nostalgischen Kutschenfahrer Freunde aus allen Ländern an den Bodensee. In Paris, Wien oder London sind die alten Pferdechaisen oder Coupes zum Teil schon über die Flanierstraßen kutschiert. Jetzt bot ihnen die historische Klosteranlage von Salem eine einzigartige Kulisse. Messingblanke Schilder neben den hölzernen Narben der Kutschen verraten das Baujahr und die Herkunft. Josef Fuchs war 34 Jahre lang der Kutscher des Markgrafen von Baden. Er ist auch Kutschenfahrlehrer und hat das einst ehrbare Handwerk Prinz Bernhard von Baden beigebracht. Hunderte begeisterte Zuschauer ließen sich von der Nostalgie der 30 alten Kutschen faszinieren.
Hoch auf dem gelben Wagen saßen sie zwar nicht, doch Kurt Wetzels Nachbau einer roten „Mail Coach“ mit gelben Speichen konnte beim Traditionsfahren vor der Salemer Schlosskulisse durchaus Reminiszenzen an das Postkutschen-Zeitalter wecken. Das Publikum bekam beim zweiten internationalen Stelldichein historischer Kutschen ein wahres Panoptikum einer Ära geboten, in der die Menschen noch auf Pferdestärken angewiesen waren. Zu sehen waren Gala- und Glas-Landauer, Vis-à-vis und Sommer-Chaise, ein Stadtcoupé aus Paris oder eine Kutsche, die im 19. Jahrhundert dem Sheriff von Cambridgeshire gehörte, wie der Eigentümer glaubhaft versichert. Mit einem bestens gefederten „Sommerreisewagen“ ist Engelhard Baumgärtner aus Chur angereist. Aus Basel und Bregenz, aus dem Allgäu und dem Schwabenland kommen andere Liebhaber. Zu den erfahrensten Kutschern gehört mit 79 Jahren Philipp Kloker aus Achberg.
Ob Original oder detailgetreuer Nachbau: Allesamt edle Stücke, die selbst Nicht-Nostalgikern neidvolle Blicke in die Augen treiben und Respekt abnötigen. Liebevoll gepflegt und poliert sind nicht nur Kutschen und Geschirre, herausgeputzt sind die Pferde und perfekt gekleidet die Menschen, mal mit Zylinder, mal mit Melone, mal mit Strohhut – wie es sich für das Gefährt gehört. Begleitet werden sie auf einer Fanfare von Hans-Kurt Rennig aus Schenkenzell.
Die Idee zu dem Traditionsfahren hatte der Salemer Fritz Baur geboren und mit Josef Fuchs und Dieter Gaiser Mitstreiter gefunden, die kompetenter kaum sein könnten. 34 Jahre lang war Fuchs der Hofkutscher des Markgräflichen Hauses gewesen. Der Salemer zählt zu den letzten Kutschenfahrlehrern der Republik und hat auch Bernhard Prinz von Baden und dessen Geschwistern noch die professionelle Führung eines Pferdegespanns beigebracht. Dieter Gaiser aus Rübgarten im Kreis Reutlingen indessen hat viele sportliche Wettbewerbe mit Kutschen bestritten und ist heute ein namhafter Restaurator. Gemeinsam moderierten Fuchs und Gaiser das Defilée der Gespanne vor der Prälatur des Schlosses. Ein besonderes Erlebnis für die Kutscher: Sie durften durch das Tor in das Schloss einfahren und im Innenhof wenden.
Wahrlich historisch waren einige der Kutschen bei diesem Stelldichein rund um das Salemer Schloss. Dazu zählte eine Drei-Viertel-Coupe, die zwischen 1890 und 1900 von der Carrosserie Moussard an der Pariser Champs-Elysées gefertigt worden war, wie die auf Hochglanz polierten Naben der Speichenräder ausweisen. Darauf können die Kutscher Klaus und Ulrike Marquardt aus Kirchheim/Teck und ihre Mitfahrer Manfred und Ute Raff getrost mit einem französischen Brut in edlen Gläsern anstoßen.
Wesentlich jünger, aber im Stil der Zeit ist der ungarische Jagdwagen von Florian und Birgit Wagner. „Der ist sehr gut gefedert und man kann damit richtig über die Feldwege heizen“, sagt der Hobbykutscher, der sich mit seinen geduldigen Haflingern Aaron und Neron zuhause auch regelmäßig in den Autoverkehr wagt. Ja, Familie Wagner fährt mit ihrer Kutsche auch zum Einkaufen in den Supermarkt.
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