Seit 2014 verleiht Unternehmerin Rachel Cheung über „Rent A Suitcase“ nicht nur Koffer, sondern auch hochwertige Kameras und WiFi-Geräte. Auch können Interessierte ihr Reisezubehör vermieten.
Sperrig und nur selten genutzt, nehmen Koffer in den meist kleinen Hongkonger Wohnungen wertvollen Platz ein. Auf der Suche nach Alternativen stellte Unternehmerin Rachel Cheung fest, dass sich ihre Freunde häufig gegenseitig Koffer ausliehen. „Entweder benötigten sie eine andere Größe oder sie wollten sich keinen Koffer kaufen, für dessen Aufbewahrung sie dann einen Lagerraum hätten anmieten müssen.“ Dies brachte Rachel Cheung auf die Idee, den Markt für die Vermietung von Koffern zu prüfen.
Gegründet im Jahr 2014, bietet Rent A Suitcase Koffer der Premiumklasse wie Rimowa und Samsonite an. Das Start-up verleiht zudem andere Artikel rund um das Thema Reise, zum Beispiel GoPro-Action-Kameras und WiFi-Geräte. Umgekehrt können Kunden über die Webseite des Unternehmens ihre Reiseausrüstung vermieten und so die Sharing Economy in Hongkong fördern.
Das Geld, das durch die Nichtanschaffung eines Koffers oder einer hochwertigen Kamera gespart werde, könne man in die Finanzierung der Reisen investieren, so Cheung – gemäß dem Motto des Unternehmens „Weniger besitzen, mehr reisen“.
Während sich in Hongkong die Vermietung von luxuriösen Taschen bei Liebhabern teurer Label bereits großer Beliebtheit erfreut, steckt der Markt für Reisezubehör, laut Rachel Cheung, noch in den Kinderschuhen. „Wir wollen, dass die Menschen verstehen, dass es tatsächlich viel effizienter ist diese Dinge zu mieten. Gerade weil Reisezubehör nicht so oft benutzt wird, es häufig teuer ist und kostbaren Lagerraum benötigt. Daher bin ich überzeugt, dass es besser ist zu mieten, anstatt zu kaufen.“
Ein Großteil der Kunden von Rent A Suitcase sind junge Paare und Familien, die mit leichtem Gepäck reisen. Frauen bildeten die Mehrheit ihres Kundenstamms, erläutert Rachel Cheung. „Im Gegensatz zu Männern tendieren Frauen dazu, mehr Kleidung mitzunehmen. Außerdem kaufen sie unterwegs oft ein und brauchen dann einen größeren Koffer, um alles zu transportieren.“
Bei den jungen Kunden ist vor allem die 360fly beliebt, eine wasserfeste Panoramakamera, die sie beim Schnorcheln und Tauchen einsetzen oder um hochwertige Extremsportaufnahmen zu machen. „Weil diese Geräte teuer sind, wollen sie die Artikel vor dem Kauf ausprobieren“, erklärt Cheung.
Bei der Koffervermietung gibt es nach Auskunft der Gründerin bereits einen festen Kundenstamm. Verschiedene Arten zu reisen, erfordern verschiedene Gepäcklösungen. „Wenn es auf eine Geschäftsreise geht, ist ein Carry-on ideal. Reist jemand mit einem Baby, haben wir große Koffer im Angebot, in denen Kleidungsstücke und Dinge wie Milchpulver Platz finden.“
Rent A Suitcase ist im Hang Lung Centre in Causeway Bay zu finden. In unmittelbarer Nachbarschaft gebe es zahlreiche Reisebüros und so kämen viele Kunden nach der Urlaubsbuchung im Geschäft vorbei, um sich Koffer und Kameras auszuleihen. „Wir sind zunehmend ausgelastet. Zunächst haben wir unsere Dienstleistung nur über unseren Online-Auftritt gesteuert, mit Social-Media-Nutzern als Zielgruppe. Nun gewinnen wir immer mehr Kunden, die ihren Urlaub im Reisebüro gebucht haben.“ Die Reisebüros selbst empfehlen ihre Kunden häufig an Rachel Cheung weiter und umgekehrt. „Eine Win-win-Situation für beide Seiten“, ergänzt Cheung.
Ihr unternehmerisches Fachwissen hat sich Rachel Cheung überwiegend per Learning-by-Doing angeeignet. „Es gab viele Dinge, die ich nicht wusste, etwa über Recht und Accounting, gerade weil ich aus dem PR-Bereich komme.“ Die größte Herausforderung sei es aber gewesen, ihre Geschäftsidee allein zu realisieren, so Cheung. „Man muss in dieser Situation sehr motiviert sein, da man alles selbst macht.“
Eine weitere Herausforderung war es, Kapital aufzubringen. Während sich mehrere Investoren für ihr Geschäftskonzept interessierten, entschied sie sich nur für einen Angel-Investor. „Mein Unternehmen hat nicht so viel Kapital zum Wachsen benötigt und ich probiere immer noch verschiedene Plattformen und Arbeitsweisen aus. Eine schlanke Unternehmensführung ist mir wichtig. Sie gibt mir die Freiheit, den Markt zu testen und neue Dinge umzusetzen“, erklärt sie.
Rasch habe ihr Unternehmen kostendeckend gearbeitet und erste Gewinne erwirtschaftet, sagt Rachel Cheung. Dieses Geld habe sie in die Erhöhung des Lagerbestands und den Ausbau der Online-Plattform investiert, auf der Interessierte auch ihr Reiseequipment vermieten können. „Sie lagern ihre Sachen bei uns ein und wir kümmern uns um die Vermietung. Am Ende des Monats erhalten unsere Kunden ein Protokoll samt Angaben über den Vermietungsstatus. Sie können sich auch jederzeit in ihren Account einloggen, um sich zu informieren.“
Den Aufbau der Online Community sieht Rachel Cheung als ihren Beitrag zur Sharing Economy. „Kunden von Rent A Suitcase sind Teil der Rental Community und eines New Travel Movement, das kein eigenes Equipment mehr benötigt, um zu reisen. Das Konzept der Sharing Economy findet in Hongkong mehr und mehr Anklang, weil die Menschen dessen Vorzüge realisieren.“
Das integrierte „Share my Items“-Portal ermöglicht Rent A Suitcase herauszufinden, welche Kategorien oder Teile bei den Kunden besonders beliebt sind. „Derzeit sind wir auf der Suche nach Transporttaschen für Fahrräder. Das ist ein Nischenprodukt, da Personen mit eigenen Fahrrädern eher selten mit diesen reisen.“
Drohnen sind ein weiterer Artikel, dessen Vermietung großes Potenzial verspricht – etwa für Fans von Selfies. Das Unternehmen werde diese in den nächsten Monaten in sein Portfolio aufnehmen, so Rachel Cheung. „Die Leute wollen Geräte wie Drohnen vor dem Kauf erst ausprobieren. Vor allem auch, weil sie Drohnen, ähnlich wie 360-Grad-Kameras, nur gelegentlich nutzen. Wir hoffen, dass noch mehr Menschen diesem Trend folgen und die Geräte zu einem erschwinglichen Preis bei uns mieten.“
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